Wenn Sie jetzt an Feuer, Pfeife Stanwell denken müssen, sind vermutlich in meinem Alter. Ich wollte eigentlich über meine kulinarischen Erfahrung im Neckartal beim Besuch meiner Mutter berichten, aber die aufgeregte Debatte über die Bücherverbrennungen des oben genannten Herren verlangt nach etwas, das ich mir üblicherweise verkneife: einem Kommentar zu aktuellen Affären.
Nachdem ich keinen Fernseher besitze, musste ich mir „die Hand Gottes“ des Denis Scheck bei YouTube ansehen. Wenn Hitlers „Mein Kampf“ in den virtuellen Flammen aufgeht, finde ich das schräg, aber kann damit leben. Wenn ich mir die weiteren, in vermeintlichen Flammen aufgehenden, Bücher ansehe, Paulo Coelho, Sebastian Fitzek … muss man alle nicht mögen – aber in Flammen aufgehen lassen? Und Kassandra von Christa Wolf? Stefan George?
Durch Zufall fand ich „in der Pandemie“ zwei antiquarische Bändchen. „Lauter Verrisse“ und „Lauter Lobreden“ des unvergleichlichen Marcel Reich-Ranicki. Ich weiß nicht, wer ihm den Spitznamen „Büchernörgele“ verpasst hat, aber er hat, weiß Gott, nicht nur genörgelt. Oft teilte ich seine Meinung nicht, bei Herrn Scheck gibt es jedoch nichts zu teilen.
Erinnern Sie sich an sein, etwas apodiktisches, Urteil über Dieter Wellershoffs Roman „Die Schattengrenze“? „Nun ja, ich weiß, es gibt in Deutschland viele schlichte und beschränkte Menschen. Indes: Müssen sich Romane mit ihrer Sicht begnügen? Ist es unbescheiden, die deutschen Epiker zu bitten, sie möchten ihren Hauptfiguren, wenn schon aus ihrer Perspektive erzählt werden soll, eine etwas größere Intelligenzquote zubilligen.“
Vielleicht geht es Ihnen ja wir mir und Sie hören noch seine Stimme. Und wenn Sie mich jetzt fragten, ob ich dieses Urteil auch auf die Kritik jenes Denis Scheck anwenden würde, müsste ich wissend lächeln. Gewiss müssen Autoren wie Verleger Kritik aushalten. Man mag manches als unberechtigt empfinden; an vielen kritischen Beiträgen kann man jedoch auch den Blick auf die eigene Produktion schärfen.
„Please, come back, Marcel, all is forgiven“, möchte man ausrufen.
Wofür die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Katrin Schmidt-Friderichs, jenen Herrn Schecks bewundert, wie sie in einem Beitrag für das Börsenblatt am 19.7.21 schreibt, verschließt sich mir. Sie erläutert es ja auch nicht näher. Denis Schecks ist für mich ein ClickBait auf zwei Beinen und ich befürchte, genau deshalb hat ihn der SWR engagiert. Den Mann interessiert nur seine Selbstwahrnehmung, um nicht zu sagen seine Selbsterhöhung. Was mich wirklich auf die Palme treibt ist die Tatsache, dass ich diesen ganzen Mumpitz, um ein weiteres Lieblingsworts Reich-Ranickis zu benutzen, mit meinen Gebühren finanzieren muss.
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