Krimileser

Nein. ich möchte hier nicht auf die Leser meiner Romane eingehen, deren Beweggründe mich interessieren, denen ich aber in den letzten 18 Monaten nicht wirklich nahe kommen konnte. Mir geht es um etwas Grundsätzliches.

Ein meinem Elternhaus galt der Kriminalroman wenig. Das fiel unter Trivialliteratur, so etwas las man nicht. Interessanterweise durfte ich durchaus Karl May lesen, dem ich seit jungen Jahren skeptisch gegenüber stand. Ich glaubte ihm seine Abenteuer schlicht nicht. Vieles andere, was heute so bei Bastei-Lübbe erscheint, zog mich ebenfalls nie in den Bann. Irgendwann stieß ich dann auf George Simenon. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Es folgten andere Sjöwall/Wahlöö, P D James, Dorothy L Sayers, Colin Dexter und sein Inspector Morse und natürlich Raymond Chandler. Von letzterem schätze ich übrigens auch die theoretischen Schriften zu unserem heutigen Thema. „Meine Theorie von Schreiben von Kriminalgeschichten unterstellt, dass das Geheimnis und die Lösung des Geheimnisses nur das sind, was ich die ‚Olive im Martini‘ nenne, und eine wirklich gute Kriminalgeschichte ist eine, die man selbst dann liest, wenn man weiß, dass jemand das letzte Kapitel aus dem Buch herausgerissen hat.“ Dem kann ich nur vorbehaltlos zustimmen – zumal die Lösung meiner Fälle meistens im vorletzten Kapitel erfolgt.

Begonnen hat das Ganze wohl im April 1841. In Graham’s Magazine erschien eine Geschichte des damals 32-jährigen Edgar Allan Poe. The Murders of the Rue Morgue. Damit fing alles an. Das Verbrechen stand auf einmal im Zentrum der Literatur. Natürlich gab es schon vorher Geschichten darum, noch nie stand jedoch die Aufklärung eines solchen im Zentrum der Handlung.  Irgendwo ist der Kriminalroman (und nicht der Thriller) Teil unserer Sehnsucht nach einer besseren Welt.

Brecht kam mit hunderten von Kriminalromanen aus den Exil zurück, von Henrik Ibsen wird erzählt, dass sich in seiner Bibliothek hinter den Klassikern zahlreiche zerlesene Krimis fanden, Konrad Adenauer ließ sich aus Kriminalromanen wohl jeden Abend von seiner persönlichen Sekretärin vorlesen. So manch ein Krimi vermag mehr von der Welt zu erzählen, als der eine oder andere dicke Roman. Zumindest hoffe ich das für meine.

„Simsons Füchse“, mein neuer Roman um Friedrich von Coes, hat sich heute auf elektronischem Weg zu unserem Drucker in der alten Stadt Jerusalem aufgemacht. Ich freue mich schon auf die ersten Exemplare, zum ersten Mal in Fadenheftung und mit Rundrücken. Sprich: richtig schöne Bücher.

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