An Stefan George

Hochzuverehrender Meister,
Ich befürchte Euer Kreis, den Jürgen Kolbe einmal sehr treffend als „Edelbohème“ im Gegensatz zur „stubenreinen Bohème“ in Thomas Manns Doktor Faustus charakterisierte, würde diesen kurzen Brief vermutlich unter „belanglos“ einstufen. Sicherlich nicht „enorm“.
Wie kann ich es wagen, mich an euch zu wenden? Nun, ich griff mir kürzlich wieder einmal „Der siebente Ring“ aus dem Regal; zum einen um darin zu lesen, zum anderen um jemand die besondere Typografie zu zeigen. Es ist das erste Buch, das ich von Euch erwarb, verehrter Meister, vor beinahe fünfzig Jahren. Es ist nur die Vierte nicht die erste Ausgabe, aber es war das erste Buch, das ich je auf einer Auerdult erworben habe.

 

München

Aber genug der Vorrede: Meister, ich hänge. Ich schreibe an einer Erzählung, die am letzten Tag eines Seminars zu Euch beginnt, in der ein Professor mit einer jungen Studentin im Hinterhof einer Schwabinger Weinhandlung sitzt und sie ihm gerade gesagt hat: „Sie sind für mich George.“ Ich weiß natürlich, dass das Eurer Meinung nach unmöglich ist, aber dennoch, sie hat es gesagt. Und der gute Professor weiß nicht was er antworten soll.

Ganz zu schweigen von dem armen Autor, dem zumindest ein etwas frivoles Ende vorschwebt. Meister, wie wäre es mit einer Erleuchtung?

Euer demütiger Diener

#stefangeorge #thomasmichaelglaw #mediathougthts #münchen #literatur

An Thomas Mann

München - Siegestor

Verehrter Thomas Mann,
lieber Zauberer,

in diesen Tagen, schwankend zwischen abstumpfender Langeweile und hektischer Betriebsamkeit, greife ich immer wieder einmal zu Euren Romanen und Erzählungen. Es ist vor allem der Zauberberg, der es mir seit Jahrzehnten angetan hat und zu dessen wunderbar eingängigen Persönlichkeiten ich immer wieder zurückkehre.

Auch Gladius Dei, jene Novelle, der die Stadt München das so werbewirksam vermarktete Prädikat „München leuchtet“ entnahm, lässt einen Wahlmünchner wie mich nicht unberührt. Ich weiß natürlich, verehrter Zauberer, dass Ihr damit ein ironisches Bild auf den Kunstbetrieb im Allgemeinen, vor allem im München an der Schwelle zum 20. Jahrhundert entworfen habt. In der heutigen Zeit erinnert mich Euer Hieronymus nicht mehr so sehr an Girolamo Savonarola, mit dem er mehr als nur den Vornamen teilt, sondern eher an die vielen Bußprediger, die das Internet, vor allem auf Deutsch, bevölkern.

Darf ich Euch eine Anekdote aus dem Berlin der 1920er Jahre erzählen? Als Monty Jacobs das Feuilleton der Vossischen Zeitung übernahm, drehte er sich nach der ersten Besprechung mit seinen Redakteuren an der Türe noch einmal um und sagte: „Und noch eins, meine Herren! Hierzulande Ironie cursiv!“

Wir mögen eine Woche der Meinungsfreiheit haben, eine nicht geringe Zahl von Leuten billigt diese Freiheit nur noch denjenigen zu, die ihre, als politisch korrekt erkannte, eigene Meinung bestätigen. Unsere Volksvertreter hingegen scheinen eher Eure „Betrachtungen eines Unpolitischen“ im Bücherschrank zu haben. «Ich will nicht Politik. Ich will Sachlichkeit, Ordnung, Anstand… Ich bekenne mich tief überzeugt, … daß der vielverschriene deutsche ‚Obrigkeitsstaat‘ die dem deutschen Volk angemessene, zukömmliche und von ihm im Grunde gewollte Staatsform ist und bleibt…», schriebt Ihr. Ihr werdet verstehen, verehrter Zauberer, dass ich Euch da nicht folgen kann. So mancher Politiker der Jetztzeit hingegen schon.

Ich halte es da, ehrlich gesagt, eher mit Eurem Bruder Heinrich, von dem ich letzte Woche einige schöne antiquarische Werke erwarb: „Geist ist Tat, die für den Menschen geschieht; – und so sei der Politiker Geist, und der Geistige handle!“

In diesem Sinne
Ihr
Thomas Michael Glaw

#thomasmichaelglaw #montagsblog #mediathoughtsverlag #ThomasMann

Italia

Es gibt Momente, da wünsche ich mich nach Rom zurück. Nein, es ist nicht nur das Wetter, es sind die Menschen, es ist der chaotische, aber zutiefst menschliche Umgang miteinander.

Es ist leicht Kontakte zu knüpfen, in der Bar, beim Kaffee, bei einem Glas Wein. Im Moment sitze ich im sechsten Stock, in meiner kleinen Schreibstube mit Blick über einen großen Teil des Ostparks und arbeite an „Tamars Schwestern“, dem zweiten Kriminalroman mit KHK Friedrich von Coes. Im Park gehen Rentnerehepaare mit ihrem Hund spazieren, ein paar Jogger ziehen ihre Runden. Obwohl die meisten Menschen hier ziemlich beengt leben und wir ein großes Schulzentrum quasi ums Ecke haben sehe ich keine saufenden Jugendlichen. Gewiss, bei meinem gestrigen Abendspaziergang spielten drei ältere Herren Schach im Park und als ich mich heute morgen um halb acht an den Schreibtisch setzte, gingen drei ältere Damen mit ihren Stöcken dort spazieren. Halte ich das für gefährlich? Nein.

Auf jedem zweiten Posting schreit mich mittlerweile „Bleib dahoam!“ an. Imperativ. An andere gerichtet. Könnte eine Mahnung sein, oder ein Befehl oder einfach nur ein weiterer Blockwart.

Bei meinen italienischen Freunden klingt das anders. Dort heißt es „Andràtuttobene“ – alles wird gut. In dem Land, das in Europa am stärksten betroffen ist, macht sich Mut. Hat doch was, oder? Andere benutzen den Hashtag „Iorestoacasa“  – ICH bleibe zu hause. Ein persönliches Statement – keine oberlehrerhafte Ermahnung.

Doch ich mag Italien und die Italiener – in diesem Sinne #Iorestoacasa  und #Andràtuttobene

Immer wieder spannend …

zu sehen wo meine Bücher so überall gelesen werden. Bei manchen Locations könnte man direkt neidisch werden. Vor allem, wenn man im kalten und dunklen München sitzt und am nächsten Friedrich von Coes Roman arbeitet. Andererseits spielt der im November – vielleicht sollte ich das Wetter also als Inspiration nutzen 🙂

Südtirol

Sie kennen das sicher. Man fährt ein paar Tage weg und hofft, dass sich der Geist klärt, ein paar Probleme verschwinden und Ihnen vielleicht sogar die eine oder andere geniale Idee kommt.
Gut. Ich habe einen Haufen Mist aus meinem neuen Roman gestrichen, dreißig Seiten geschrieben, die Sonne Südtirols genossen – wenn da nicht das Kochen wäre.
Haben Sie schon mal in einer Ferienwohnung gekocht? Nein? Schätzen Sie sich glücklich. Irgendwie bin ich unbelehrbar. Ich versuche es immer wieder. Die Ergebnisse sind selbst bei besten Zutaten bestenfalls mittelmäßig. Ich reise nun schon mit meinen eigenen Messern, aber das Blechle, was einem hier als Töpfe und Pfannen angeboten wird, von den bescheuerten Herden ganz zu schweigen, ist einfach unterirdisch.
Das Kalbsfilet mit den frischen Pfifferlingen hat trotzdem eine Abnehmerin gefunden. Auch wenn der Koch nicht zufrieden ist, so ist der doch glücklich.
Am 28. November präsentieren wir den neuen #BenedictSchönheit bei Bücher Hacker in München Laim.
Damit das klappt koche ich ab morgen aber doch wieder zu hause 🙂

Los geht’s (Der vierte Benedict Schönheit Roman)

© 2019 Thomas Michael Glaw

Kennen Sie diesen inneren Widerstand, wenn Sie schon lange an einem Projekt gearbeitet haben, Daten zusammengetragen haben, mit vielen Leuten gesprochen haben, aber sich einfach nicht dazu durchringen können den Startschuss zu geben?

So ging es mir mit dem vierten Benedict Schönheit Roman. Ich wusste genau worum es gehen sollte, der erste Friedrich von Coes war endlich auf dem Markt und verkauft sich trotz Sommerloch überraschend gut, ich würde gerne noch einmal das Münchner Nationaltheater „von innen“ ein wenig besser kennenlernen, aber sei’s drum.

Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen mich endlich hinzusetzen und zu schreiben. Wenn es erst einmal losgeht, geht es meistens schnell. Drei Monate für den ersten Text und dann geht es ans Lektorat – wahrscheinlich die Zeit, die jeder Autor am meisten hasst. Andererseits ist es die Zeit, in der ein Text seine endgültige Form erreicht, reift, von vielem Überflüssigen befreit wird.

Letzte Woche erhielt ich die Einladung zu einer Lesung von einer Laimer Traditionsbuchhandlung. Ich freue mich immer über solche Angebote – ich lese sehr gerne in Inhaber geführten Buchhandlungen. Zum einen erinnern sie mich an meine Kindheit, zum anderen bewundere ich den Mut der Buchhändlerinnen und Buchhändler ihrem Metier in der heutigen Zeit mit solchen Enthusiasmus nachzugehen.

Entscheidend war aber die Frage „Der nächste Benedict kommt doch noch vor Weihnachten?“ Jetzt hatte ich keine Wahl mehr. Die ersten vierzig Seiten sind geschrieben, die dramatis personae beginnen sich zu verändern … ich freue mich darauf, dass der Roman von mir Besitz ergreift.

Schreiben

Ich gehöre eher zur „Old School“. Warum? Das meiste, was ich schreibe, entsteht von Hand. Egal ob es ein neuer Kriminalroman, ein Gedicht oder eine Reiseerzählung ist: meist findet es sich zunächst in einem ledergebundenen Buch oder in einer Kladde aus der französischen Papiermühle „Clairfontaine“. Ich mag den sanften Strich meiner Stifte, die Arbeit auf Papier ermöglichst ein einfacheres ändern und ich finde man kann vor einem leeren Blatt besser denken, als vor einem leeren Bildschirm.

Dieser Blog ersetzt den alten Blog „Benedict Schönheit ermittelt“, der weiterhin online bleibt, aber hier fortgeführt wird. Warum? Die Datensicherheit ist leichter auf einem eigenen Server zu gewährleisten (Das ist das Argument meiner Verlegerin) und außerdem arbeite an einem Kriminalroman mit neuen Figuren, der nicht in München spielt, sondern in Westfalen. Ich habe diesen Teil Deutschlands in den letzten fünf Jahren kennen und lieben gelernt und auch wenn dort kriminalistisch wenig passiert, kann ich mir doch den einen oder anderen Mord gut vorstellen. Es wird also Arbeit geben für Kriminalhauptkommissar Friedrich von Coes.

Hier möchte ich mit Ihnen, meinen Lesern in Kontakt bleiben, sie ein wenig an meiner Arbeit teilhaben lassen und auch schon einmal das eine oder andere zur Diskussion stellen.