Die letzten Meter

© Thomas Michael Glaw

Mein neuer Kriminalroman, der immer noch unter dem Arbeitstitel „Kreuzbube“ läuft ist fertig. Nach ein paar Tagen am Bodensee waren nicht nur etwa 90 Seiten Text sondern auch zahlreiche schwarz – weiß Fotografien „im Kasten“. Kreuzbube ist nachdenklicher geworden, als ich eigentlich geplant hatte, aber mir geht es oft so, dass Figuren im Verlauf des Schreibprozesses ein Eigenleben entwickeln. Bisweilen komme ich mir als Autor wirklich nur mehr als der Schreiberling vor, der das notiert, was die Figuren auf dem Schachbrett des Lebens spielen.

Es war eine spannende Arbeit ein völlig neues Umfeld zu schaffen. Ein Umfeld, dass in vielerlei Hinsicht problematischer ist, als das meines Münchner Ermittlers Benedict Schönheit, der seinen nächsten Fall im Herbst/Winter 2019 aufklären wird. Eine Mozart Oper wird eine tragende Rolle spielen, mich aber zugleich vor ein gerüttelt Maß an Recherchearbeit stellen.

In den nächsten Wochen läuft das Feilen am Text. Man sagt, George Simenon hätte seine Texte geschüttelt, um zu sehen, ob nicht noch ein paar Adjektive herausfallen. Auch meine Lektorin und ich bemühen uns den Text stringent zu gestalten, ohne überflüssige Volten.

Ich finde es immer schwierig bei einem längeren Text, wie einem Roman, zu einem Ende zu kommen. Es sind viele Fäden, die miteinander verwoben werden müssen. Keiner mag „loose ends“, wie es so schön auf Englisch heißt, in einem Roman. Verglichen damit ist das abschließende Ringen um den endgültigen Text, zumindest aus meiner Sicht, eher einfach.

Für den ersten Roman der Münster Reihe gibt es noch kein EVD (Datum der Erstveröffentlichung). Wir hatten den 2. Mai geplant – das werden wir aber vermutlich nicht halten können. Ziel ist es , den Roman vor den Pfingstferien in den Buchhandlungen zu haben – damit Ihr was zum Lesen habt 🙂 .

 

Plätze

Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es Edmond oder Jules de Goncourt war,  der sagte, man solle an einem Tag nicht mehr erleben, als man schreiben könne. Ein wahres Wort. Das Journal der Brüder gibt es übrigens im Moment bei zweitausendeins für 199 Euro. Ein Schnäppchen. Ehrlich. Und genau das richtige für die Feiertage.

Nein, ich bekomme keine Prozente dort. Was die beiden Goncourts zu sagen haben ist amüsant, nachdenklich und … jedem Kollegen, jeder Kollegin in der schreibenden Zunft (von Lesern ganz zu schweigen) empfohlen. Haben Sie es bemerkt? Bei meinem letzten Satz habe ich keine feminine Form angefügt. Das ist meine subtile Form des Aufstands gegen diesen Unfug.

© Thomas Michael Glaw 2018

Aber ich wollte ja eigentlich über Plätze schreiben. Als Autor muss man sich an die Orte des Geschehens begeben. Man muss den Geruch einatmen, die Realität mit der einem selbst innewohnenden Fantasie verschmelzen. Das gilt für jeden Text im Entstehen. Selbst Fantasy Romane oder Science Fiction besitzen eine reale Basis im Leben des Autors und ohne diese kann er oder sie nicht weiter schreiben.

Ich habe also wieder einmal ein Wochenende in Münster verbracht um dem genius loci meines neuen Romans nachzuspüren und mich mit einem ehemaligen Kriminalbeamten zu treffen um den Realitätsbezug meiner Vorstellungen auszuloten. Ich möchte keinen 20:15 Uhr Fernsehkrimi schreiben, sondern eine glaubhafte Fiktion, die den Motiven und Nöten bei Tätern, Opfern und Ermittlern nachspürt.

Vor Ort zu sein ist für mich unerlässlich. Für meine Romane in München, wie für für die neuen, persönlich komplexeren Romane, die in Münster angesiedelt sind. Finden Sie nicht, dass der Dortmund – Ems – Kanal ein wunderbarer Ort für einen Mord ist ?